Gangster Stories – Ladies with Guns

Al Capone, Bugsy Siegel, Machine Gun Kelly oder Mickey Cohen, die legendären Gangster der amerikanischen Geschichte haben vor allem eines gemeinsam: Sie sind Männer. Mit der Gleichberechtigung war es eben auch in Gangsterkreisen nicht so weit her. Davon abgesehen lässt sich das weibliche Geschlecht bis heute nicht so leicht dazu hinreißen, loszuziehen und eine Bank auszurauben oder ein paar Artgenossen über den Haufen zu schießen, damit die Haushaltskasse wieder stimmt. Ein paar Ausnahmen von der Regel gab es allerdings schon zu Zeiten von Prohibition und Great Depresseion.  Sie entsprechen zwar nicht alle der Vorstellung einer attraktiven Femme Fatale mit Zigarettenspitze, ein Kennenlernen sind sie trotzdem wert.

Ma Barker – eine echte Gangstermutter

Ob Ma Barker wirklich “the most vicious, dangerous and resourceful criminal brain of the last decade” war, wie J. Edgar Hoover nach ihrem Tod bekannt gab, ist bis heute umstritten. Spannend ist die Vorstellung von dem weiblichen Familienoberhaupt, das ihren Söhnen nicht nur die Wäsche wäscht, sondern auch ihre Raubzüge plant, allemal.

Dass die 1873 geborene Ma Barker alias Arizona Donna Barker wusste, dass ihre Söhne als Mitglieder der berüchtigen Barker-Karpis-Bande für eine Serie von brutalen Banküberfällen, Entführungen und Morden verantwortlich waren, steht außer Zweifel. Ob sie jedoch tatsächlich eine maßgebliche Rolle in diesen kriminellen Machenschaften spielte oder Hoover und das FBI diesen Mythos im Nachhinein ins Leben riefen, um die Tötung der alten Dame als Erfolg zu verbuchen, ist fraglich. Diverse Zeitgenossen und Angehörige der Barker-Karpis-Band beschrieben Ma Baker im Nachhinein als schwerfällig, abergläubisch und nicht einmal in der Lage, “das Frühstück zu planen”. Demnach beschränkte sich ihre Mithilfe daran, dass sie ihren Söhnen als “ehrwürdige” Mutter freiwillig eine gute Tarnung bot.

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Ma Barker wikimedia.com

Auch um Ma Barkers Tod ranken sich Legenden. Als das FBI sie und ihren Sohn Fred Barker 1935 in einem Haus in Florida stellte, kam es zu einer Schießerei, die über vier Stunden hinweg dauerte und bei der Mutter und Sohn den Tod fanden. Angeblich nutzten Bewohner dieses Event sogar für einen Picknick vor Ort. Auch hier gehen die Meinungen allerdings auseinander, ob Ma Barker wirklich mit einer Maschinenpistole in der Hand gefunden wurde, oder ob es nur ihr Sohn war, der das FBI so lange beschäftigt hatte. Jedenfalls inspirierte der Mythos der Gangstermama Hollywood zu einer Reihe von filmischen Adaptionen, darunter “Ma Barker`s Killer Brood” und “Public Enemies”.

Virginia Hill – “Queen of the Gangsters` Molls”

Die 1916 geborene Virginia Hill war ein ganz anderer Typ von “Gangsterbraut” als Ma Barker. Mit ihren sinnlichen Kurven und ihrem Geschick darin, schwere Jungs um den Finger zu wickeln, machte sie schnell Karriere in Chicago. Eigentlich war es Hills Plan gewesen, auf der Bühne zu arbeiten und dabei vielleicht vom Film entdeckt zu werden. Stattdessen wurde sie bei ihrer Arbeit als Kellnerin und Call Girl von der Elite der Mafia entdeckt und nutzte diesen Umstand gerne aus. Man sagt ihr Beziehungen zu verschiedenen einflussreichen Mafiosi nach, bevor Hill schließlich die feste Geliebte von Benjamin Bugsy Siegel wurde. Gerüchten nach heiratete sie diesen sogar heimlich in Las Vegas. Allerdings ließ sich Siegel nie von seiner eigentlichen Frau scheiden.

Bugsy Siegel wikimedia.org

Bugsy Siegel
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Nachdem der Gangster schließlich 1947 in im Zuhause von Virginia Hill beim Zeitunglesen von einem Auftragsmörder erschossen worden war, gab die  Geliebte an, von dessen kriminellen Machenschaften nichts zu wissen. Augenzeugen, die bei einem der Auftritte der attraktiven Brunetten vor Gericht anwesend waren, gaben an, dass diese auch vor Geschworenen ihre Reize einzusetzen wusste. Nachdem Hill schließlich wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, floh sie nach Europa und starb 1966 an einer Überdosis Schlaftabletten in Salzburg. In dem Filmklassiker Bugsy wird sie von Annette Benning gespielt.

Marie Baker – “The Pretty Pants Bandit”

Im Gegensatz zu Bugsy Siegel oder der Barker-Karpis-Bande war Marie Baker ein kleiner Fisch. Durch die Art und Weise, in der die attraktive Lady ihre Überfälle durchführte, ging sie jedoch in die Geschichte ein. Nicht nur war Baker immer mit zwei Pistolen unterwegs, wenn sie mit ihrer Bande Geschäfte in der Bronx überfiel.

Sie befahl den Angestellten beziehungsweise Eigentümern der Geschäfte, nachdem sie sich in der Kasse bedient hatte, ihre Hose auszuziehen und machte sich dann aus dem Staub. Wenn der Überfallene seine Hose soweit wieder angezogen hatte, dass er sich auf die Straße wagte, waren die Banditen bereits über alle Berge. Geschnappt wurde Marie Baker, die in Wirklichkeit Rose Durant hieß, übrigens als sie während eines Überfalls ihr Make-up überprüfte und sich dabei einer der Überfallenen davonstehlen konnte.

Bonnie Parker – legendärer Outlaw

Als die weibliche Hälfte von Bonnie und Clyde ist die 1910 geborene Bonnie Elizabeth Parker eine Legende. Nachdem die beiden sich 1930 das erste Mal getroffen hatten, verübten sie zusammen mit einigen anderen Kriminellen mehrere Hundert Überfälle – die meisten davon auf kleinere Geschäfte, aber auch auf Banken. Dabei brachten Clyde und seine Komplizen im Laufe der Jahre auch mehrere Menschen um, darunter Polizisten genauso wie Zivilisten. Ob Bonnie selbst einmal den Abzug drückte, ist fraglich,.

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Bonnie und Clyde
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Spätestens jedoch als ein Film gefunden wurde, den die Bande bei der Flucht zurückgelassen hatte und der ein Foto von Bonnie Parker mit Zigarre im Mund und einer Pistole in der Hand enthielt, war das Bild der ebenso sexy wie kaltblütigen Gangsterbraut perfekt – ein Bild, das schon so manchem Zeitgenossen romantisch schien, bevor es das Kino entdeckte. Davon abgesehen, dass Bonnie Parker zwar Kettenraucher war, Zigarren aber in der Regel verschmähte, sah die Realiät wohl düsterer aus.

Im letzten Jahr bevor Bonnie und Clyde von einer Gruppe Polizisten erschossen wurden, war Bonnie aufgrund eines Autounfalls kaum noch in der Lage, zu gehen, während Clyde Schusswunden am ganzen Körper mit sich herumtrug. Auch die öffentliche Meinung, die das Gangsterpärchen und ihre Komplizen teilweise als Outlaws verklärt hatte, hatte sich nach einer Reihe brutaler Morde und drastischer – wenn auch wohl nicht immer wahrheitsgemäßer Schilderungen von Augenzeugen gegen Bonnie und Clyde gewandt. Am Schluss war ein Kopfgeld auf beide ausgesetzt, auf ihre toten Körper. Die Geschichte von Bonnie und Clyde inspirierte seitdem zahlreiche Regisseure und Drehbuchautoren. Zu den berühmtesten Verfilmungen gehört “Bonnie und Clyde” aus dem Jahr 1967 mit Faye Dunaway in der weiblichen Hauptrolle.