Andy Body Electric – im Interview “Verflixte 13”

1965 geboren, wird es dieses Jahr eng für Andy, soviel ist klar. Seit 1979 in der Rockabillyszene, war Andys erster Live-event die Stray Cats 1982 in Duisburg. Ein Jahr später bekam er sein erstes Tattoo. Die Leidenschaft für den Rockabilly ließ ihn genauso wenig wieder los, wie die Liebe zu Tattoos. Leider nur mit beklagenswert schlechtem Musikertalent ausgezeichnet, war klar, wenn Kunst, dann das Tätowieren. Seit 1996 ist Andy Inhaber des Body Electric Tattoostudios in Willich-Neersen, zwischen MG, DDorf und Krefeld gelegen. Ausserdem ist er Veranstalter einer der bedeutendsten Tattooconventions in Europa, der Tattoo Ink Explosion, die am 13. März 2015 wieder für drei Tage die Pforten öffnet. Wer Andy gern mal in freier Wildbahn treffen möchte, sollte zum Rock’n’Roll Weekender in Walldorf kommen, eines der vielen Kustom Kar/Kulture-Treffen besuchen oder am besten einfach mal in seinem Studio vorbeischauen.

(c)  Andy Schmidt - Body Electric Tattoostudio

(c) Andy Schmidt – Body Electric Tattoostudio

Kleine Anmerkung: trotz oft langer Wartezeiten, Andy hat für die Szene immer mal ne Überstunde auf Lager!

Heute freuen wir uns, dass Andy für uns Zeit gefunden hat die “verflixten 13 Fragen” zu beantworten… Los geht’s:

(1) Wenn du an deine Jugend zurückdenkst, welcher Song kommt dir dabei sofort in den Sinn?

Der für mich wichtigste Song war damals “Rockabilly Rebel” von Matchbox. War er doch wochenlang in den Charts, genauso wie die LP dazu, die sich damals mit Madness’ “one step beyond” ständig an der Nummer eins abwechselte. Damals war ich, gerade 14, mit Tolle und Lederjacke unterwegs und alle starrten mich verständnislos an. Als dann Matchbox im Radio lief und Grease im Kino, haben sie es dann verstanden….

(2) Bunte Bilder auf der Haut. Wie stehst du zu Tattoos und Körperschmuck?

Hihi, die Frage an mich ist echt’n Knaller! Na ja, so ein zwei Tattoos find ich ja ganz ok… 🙂  Blödsinn! Ich liebe Tattoos, damals schon 1983 selbst mein erstes gehabt und bin immer noch am Ausbauen. Piercings sind nicht soo mein Fall, ein Tunnel im Ohr und ein Brustwarzenpiercing, letzteres aber nur, weil wir für Von der Lippe’s Show 1997 keinen gefunden hatten, der sich live im Fernsehen piercen lassen wollte!

(3) Stell dir vor, du wärst der Veranstalter deines eigenen Musik-Festivals. Welche drei Bands oder Sänger/innen würdest du für einen Auftritt buchen?

Die Frage ist gut! Für meine eigene Show, wenn ich es mir leisten könnte, ganz klar als erstes meine Immer-Noch-Heroes, die Stray Cats. Danach hätte ich dann noch Deke Dickerson und Rumble King. Da ich die ersteren ja eh nicht bezahlen könnte, wären auf jeden Fall die Go Getters noch dabei.

(4) „Rock’n’Roll until I die!“ Du hast deinen ganz eigenen Lebensstil gefunden. Welche Rolle spielen dabei Freunde, Familie und deine Freizeit?

Meine Freunde sind mir wichtig, weil sie mit mir durch dick und dünn gegangen sind, auch wenn viele von ihnen mit der Szene gar nichts zu tun haben. Aber sie sind schon fast alle über 30 Jahre meine Freunde. Meine Familie hat mich immer unterstützt, meine Schwester arbeitet sogar bei mir, meine Mom ist stolz wie Bolle und erkundigt sich immer, ob die Geschäfte laufen. SO sollte es sein! Meine zweite Familie ist natürlich meine Studio-Crew. Das ist bei mir wichtig, ich will nicht mit Leuten arbeiten, die ich nicht gern um mich habe, deswegen ist das auch meine Familie. Ich muss Leute mögen, mit denen ich arbeite, mein Studio und meinen Namen anvertraue.
Meine Freizeit kann ich, oh Glücklicher, mit meiner Arbeit kombinieren. Rockabilly Weekender, Tattoo Conventions und Custom Car Szene, überall jede Menge Freunde und Bekannte, und ich kann sogar oft dort ein bisschen arbeiten, Herz, was willst du mehr!?

(5) Wir alle werden unweigerlich älter. Was hat sich in den letzten Jahren in der Rock’n’Roll-Szene verändert?

Au weia, DAS ist ne gute Frage…. Ich denke mal, dass einige Dinge sich so gar nicht verändert haben, ich sehe oft nach dreißig Jahren immer noch dieselben Gesichter. Was schön ist, vor allem, wenn man noch mehr Haare hat als manch anderer! 🙂 Spass beiseite, aber das ist oft wie “nach Hause kommen”, das ist wirklich schön. Da ist es oft egal, wer spielt, Hauptsache ist, man kann mit den Kumpels quatschen. Andererseits hat sich auch ne Menge verändert. Ich muss weiter ausholen….. Früher sind wir nach Amsterdam zum Trödel gefahren und waren überglücklich, ne coole Jacke, ein Bowling- oder Baseballhemd ergattert zu haben. Egal, was drauf stand, Hauptsache, passt einigermaßen. Heute kriegt man die coolsten Klamotten beim Ottoversand und es gibt ne Menge richtig gute Quellen…. (in Essen soll auch eine sein, keine Ahnung! ;-)) Und es gibt ne Menge Leute, die sich erst über die Klamotten zum Rockabilly hinbewegt haben, manche sehen nur so aus, haben mit dem Lifestyle aber gar nichts zu tun, sehe ich in der Tattooszene viel. Aber egal, die Welt ist hübscher geworden, finde ich. Und man kann auch nicht jedem “Newcomer” vorwerfen, dass er damals 1982 die Stray Cats nicht gesehen hatte, weil er ja noch gar nicht geboren war. Uns hat Ende der 70er auch keiner vorgeworfen, dass wir Gene Vincent nicht live gesehen haben. Die Gnade der frühen Geburt, wie man so schön sagt. Aber wir haben es ja auch nicht erfunden gehabt, wir haben vielleicht das erste echte Revival miterlebt und auch mitgestaltet. Also alles gut, trotz mancher Veränderungen, wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Lied, was für mich am besten dazu passt: “Alter Rock’n’Roller” von den Panhandle Alks…

(6) Du kannst mit einer Zeitmaschine zu einem Ereignis der Vergangenheit reisen. Wohin würde deine Reise gehen?

Ich denke mal, wir sprechen vom Rock’n’Roll, also hätte ich gern einmal Eddie Cochran live gesehen. Und Gene, Buddy, Johnny, Chuck….. 🙂

(7) Welches Konzert oder welche Veranstaltung würdest du trotz freiem Eintritt und freier Getränke niemals besuchen?

Ein “Xavier Nee Du” Konzert…

(8) Du kannst für einen Tag in die Rolle eines anderen Menschen schlüpfen – wer wäre das und warum?

Ich wäre gern einen Tag Angie Merkel, ich will endlich wissen, wie und warum die da oben so ticken, wie sie es tun, ich kann nicht glauben, dass die nur alle zu dumm sind. Da steckt mehr dahinter, und das macht mir Angst

(9) Du sitzt auf einer Parkbank. Ein Mann setzt sich neben dich und  behauptet Gott zu sein. Welche zwei Fragen würdest Du ihm stellen?

Was hast du dir bei der ganzen Sache gedacht und wie hilfst du uns da wieder raus???

(10) Wenn du ein ganzes Jahr Urlaub machen könntest, was würdest du tun?

Mich in meiner Garage einschliessen und am Auto und Mopped basteln, auf alle Treffen fahren, die ich schon immer mal besuchen wollte und mir endlich mehr Zeit für meine Liebste nehmen. Und davon drei Monate mindestens in der Sonne.

(c) Andy Schmidt - Body Electric Tattoostudio

(c) Andy Schmidt – Body Electric Tattoostudio

(11) Wie wichtig ist Kleidung für dich? Ausdruck deiner inneren Gemütsverfassung, Statement deines Lebensstils oder eine nebensächlich notwendige Alltagsmaßnahme?

Wer meinen Kleiderschrank kennt, der weiss die Antwort. Kleidung ist für mich Ausdruck meines Lifestyle’s, auf jeden Fall. Und das, WAS ich anhabe, der Ausdruck meiner aktuellen Gemütsverfassung. Also, mal weite Bux mit Hosenträgern, mal im Anzug, mal mit Hawaii-oder Bowlinghemd, mal mit Jeans und T-shirt. Aber immer, wie ich Lust habe, kein Modediktat und keine Vorschriften, wir wollten doch alle Individualisten sein, NICHT uniformiert, oder?!

(12) Was ist überlebenswichtig / überlebensnotwendig für dich? Auf was könntest Du überhaupt nicht verzichten?

Au weia, die Frage ist nicht einfach…. Meine Musik ist mir extrem wichtig, die brauche ich speziell beim Arbeiten. Zum Glück hat der Rock’n’Roll so viele Spielarten, dass mir für jeden Gemütszustand eine Menge Material zur Verfügung steht! Des weiteren wäre da sicherlich Kaffee zu nennen.
Aber ich gebe zu, lebenswichtig kann man das alles nicht nennen, wenn es mal hart auf hart käme….. Gesellschaft ist für mich wichtig, sonst würde ich geistig verkümmern. Ich brauche Gesellschaft, Gespräche (einen, der sich meine blöden Witze anhört), am liebsten natürlich mit meiner Liebsten, Freunden, Gleichgesinnten, aber ja, das wäre vielleicht am wichtigsten. Also bitte, die einsame Insel wenigstens zu zweit, denn meine Freundin muss immer dabei sein, wir ergänzen uns perfekt und sonst fehlt ja dann ein Stück von mir.

(c) Andy Schmidt - Body Electric Tattoostudio

(c) Andy Schmidt – Body Electric Tattoostudio

(13) Du hast das letzte Wort… Welche Frage wolltest Du schon immer einmal in einem Interview gefragt werden?

BIST DU INTOLERANT?
Diese Frage würde ich gern mal beantworten. Ich müsste nämlich sagen “Ja, mit zunehmendem Alter immer mehr” . Den Vorwurf höre ich mir zu Hause auch des öfteren an. Hört sich jetzt befremdlich an, aber ich versuche ernsthaft, diesen Zustand abzustellen, und weiss manchmal gar nicht, warum ich das leider feststellen muss. Hat man sich zuviel Mist einfach zu oft reingezogen, dass es einmal zu viel war? Oder glaubt man, diesen Mist nicht mehr nötig zu haben, wenn man fast fünfzig ist? Ich wollte nie so spiessig werden, wie ich meinen Vater in meiner Jugend empfunden habe…. und heute hör ich ihn immer öfter mit meiner Stimme reden. Ist das so, muss das so sein, oder kann man da gegensteuern? Die blödesten und zugegeben respektlosesten Antworten bekommt jemand, der mit mir über Musik reden will, aber, sorry, ” es gibt auch guten Hip Hop” ist für mich keine Basis!!! Da halte ich es wieder mal mit den Panhandle Alks: “weil ich halt was anderes nicht mag”

Weblinks:
www.andysbodyelectric.de
www.tattooinkexplosion.com