Albumreview: The Scotty Bullock Trio – Love Seeker

Scotty Bullock Trio

Mit “Love Seeker” presst das Scotty Bullock Trio seinen “Rawk’n Roll” das erste Mal in Scheibenform. Wir durften schon einmal reinhören und uns ein Bild davon machen, ob der Inhalt so gelungen ist wie das Cover.

Wilder Stilmix mit vielen Eigenkompositionen – das Scotty Bullock Trio macht ernst

Als “Kapelle unter dem Einfluss musikalischer Betäubungsmittel wie Beat, Surf, Rockabilly, Country & Western, Rock sowie einer kleinen Prise Punk” beschreibt sich das Scotty Bullock Trio aus Regensburg. Dass dieser Betäubungszustand mehr mit Amphetaminen als mit Opium zu tun hat, demonstrieren die drei Musiker auf der Bühne ausgiebig. Und auch “Love Seeker” ist eine Platte geworden, die am besten klingt, wenn man dabei die Tanzfläche unsicher macht, mit 2 Freunden drei Bierkästen leert oder im Cadillac Einbahnstraßen rauf- und runterfährt.

Albumcover "Love Seeker"

“Love Seeker” ziert ein Motiv mit Bettie Page.

Aufgenommen im renommierten Münchner Downtown Studio, versammelt sie 14 Songs, die das breit gefächerte musikalische Spektrum des Trios abbilden. Immerhin fast die Hälfte davon stammt aus der Feder von Bandleader, Gitarrist und Sänger Scotty. Dazu gehören die Vorabsingle “Hipster”, der swingende Rockabilly-Surf-Mix “Miss Anna” und das relaxed groovige “White Lies And Barflies”, ein echtes Highlight auf “Love Seeker”. Auch ein Song für den King of Rock’n’Roll ist mit von der Partie. Der heißt passenderweise “Memphis Trucker”, klingt allerdings weniger nach Sun Studio als nach Bluesrock – was in diesem Fall nicht weiter störend auffällt.

Von Bob Dylan bis Amy Macdonald – Cover mit Überraschungseffekt

Die anderen 60 Prozent von “Love Seeker” bestreitet das Scotty Bullock Trio mit Coversongs. Mangelnde Kreativität bei der Auswahl kann man ihnen dabei nicht vorwerfen. Immerhin sind mit “Waggon Wheel” und “This Is The Life” von Amy Macdonald zwei echte Überraschungen mit an Bord – die dann leider etwas in die Hose gehen. Ersteres entpuppt sich nach beschaulichem Schunkel-Intro als etwas zahnloser Skatepunk und Zweiteres klingt verdächtig nach einer alten unveröffentlichten Bosshoss-Single.

Macht nichts, in der Mitte durchhängen ist erlaubt, wenn vorn und hinten alles stimmt. Und da lassen Scotty Bullock und seine Mitstreiter auf “Love Seeker” nichts anbrennen, auch was die Cover angeht.  “40 Miles To Vegas” von Southern Culture on the Skids ist ein Rocker mit ordentlich Mitgrölpotenzial, Jerry Reeds “Guitar Man” sorgt mit flottem Hillbilly Country für gute Laune und die Version der Band von “Jack the Ripper” dürfte auch Link Wray gefallen haben.

Insgesamt macht “Love Seeker” deutlich, dass Scotty und seine Mitstreiter schon einige Jährchen Musik machen und – noch viel wichtiger – dass sie dabei den Spaß nicht verloren haben. Ein Debüt, das nicht nur Rockabilly-Fans gefallen dürfte. Nur die Popambitionen darf das Trio unseretwegen fürs nächste Mal gerne im Schrank lassen.

 

Titelbild: Maria Siebenhaar