Doris Day – 5 Filmtipps zum Tod der Schauspielerin

Doris Day

Berühmt wurde sie als Sauberfrau und braves Gegenstück von Marilyn Monroe. Doch wenn man alten Weggefährtinnen und Weggefährten glaubt, hatte dieses Image mit der echten Doris Mary Ann Kappelhoff alias Doris Day wenig gemeinsam.  Im wirklichen Leben war diese nämlich ein für seine Wutausbrüche am Set berüchtigtes Energiebündel. Sie selbst bezeichnete sich kurz vor Ihrem Tod sogar als “gradlinige, sonnige verkappte Großstadt-Emanze”.

Manchmal blitzt dieses Ich in ihren Filmen durch. Davon hatte Doris Day zwischen 1948 und 1968 satte 39 produziert, und das, nachdem sie schon als Sängerin Karriere gemacht hatte. Zum Tod der Filmikone im stolzen Alter von 97 Jahren haben wir 5 Perlen rausgesucht, die die ganze Bandbreite von Doris Days gerne unterschätzter Schauspielkunst zeigen. Ideal für die volle Packung Nostalgie an einem verregneten Samstagabend.

 

1. Calamity Jane

Noch bevor sie in die Schublade “Familienkomödie/Hausfrauenkomödie” abtauchte, spielte Doris Day 1953 die legendäre Revolverheldin Calamity Jane im gleichnamigen Film (auf Deutsch “Schwere Colts in zarter Hand”). Der ist zwar von einem standesgemäßen Western ungefähr so weit entfernt wie Ed Sheeran von Johnny Cash. Doris Day selbst bezeichnete ihn aber kurz vor ihrem Tod als ihren persönlichen Lieblingsfilm, weil sie darin so burschikos auftreten durfte, wie sie als junge Frau war. Zudem ist die Geschichte der Liebeskomödie so abstrus, dass sie sich für einen nicht ganz ernst gemeinten Film-Abend regelrecht anbietet – etwas Toleranz für Kalauer vorausgesetzt. Nicht zuletzt zeigt Doris Day ihre Gesangskünste. Mindestens drei gute Gründe also für Calamity Jane.

 

2. Bettgeflüster

Ein Komponist und notorischer Schürzenjäger und eine hübsche Innenarchitektin teilen sich einen Telefonanschluss. Was sich im ersten Moment nach einer ziemlich miesen Ausgangsidee anhört, wächst sich in Bettgeflüster zu einer romantischen Komödie aus, die mehr Spaß macht als jede Julia-Roberts-Seifenoper – nicht zuletzt, weil man sieht, wie viel Spaß der herrliche Blödsinn den Schauspielern macht. Deshalb ist es gar nicht verwunderlich, dass Bettgeflüster (im Original “Pillow Talk”) der einzige Streifen war, für den Doris Day eine Oscar-Nominierung erhielt. Außerdem war er der der Auftakt zu drei überaus erfolgreichen Filmen, in denen Doris Day an der Seite von Frauenschwarm Rock Hudson (wenn sie gewusst hätten…) auftrat. Und wer genau hinhört, merkt, dass “Bettgeflüster” viel weniger brav ist, als es auf den ersten Blick scheint.

 

3. Der Mann, der zu viel wusste

Apropos abstruse Handlung. Damit glänzt auch Alfred Hitchcocks Agentenklassiker “Der Mann, der zu viel wusste”. Ist aber letzten Endes egal, so spannend wie der Großmeister das Remake seines eigenen Originals von 1934 inszeniert. Raffinierte Täuschungen, Gänsehautszenen und undurchsichtige Charaktere – typisch Hitchcock. Weniger typisch ist, dass Doris Day eine der Hauptrollen spielte. Der Regisseur selbst konnte angeblich mit der Blondine, die so anders war als die meisten Frauen in seinen Filmen, wenig anfangen. Aber Vertrag ist halt Vertrag. Im Vertrag stand auch, dass Doris Day singen musste. Also sang sie “Que sera, sera” – widerwillig, weil ihr das zu sehr Kinderlied war – und fuhr damit den größten Erfolg ihrer Musikerkarriere ein. Und auch als Josephine, deren Sohn Hank in Zusammenhang mit einem geheimnisvollen Attentat entführt wird, macht sie eine prima Figur. Stark.

 

4. Ein Pyjama für zwei

Lange vor “Mad Men” war “Ein Pyjama Für Zwei” und auch hier geben Doris Day und Rock Hudson ein starkes Paar ab. Wobei das mit dem Paar natürlich erst am Schluss kommt. Zuerst treibt Rock als Werbefachmann Jerry Webster Werbefachfrau Doris bzw. Carol Templeton in den Wahnsinn mit seinen skrupellosen Taktiken, Kunden zu ködern. Dabei geht er aus Versehen so weit, ein Produkt zu bewerben, dass es noch gar nicht gibt. Als dieses Produkt dann erfunden wird, führt es dazu, dass Carol und Jerry “versehentlich” nebeneinander aufwachen, und das nicht nur in einem Pyjama, sondern auch noch verheiratet und – also einer von ihnen – schwanger. Noch Fragen?

 

5. Der Mann ihrer Träume

Zum Schluss nochmal zurück an den Beginn der 1950er. “Der Mann Ihrer Träume”, im Original etwas weniger kitschig “Young Man With A Horn”, ist inspiriert vom Leben des legendären Jazzmusikers Bix Beiderbecke. Anders als bei der Vorlage gibt es hier jedoch ein Bilderbuch-Happy-End, nicht zuletzt dank der fürsorglichen Jo Jordan, gespielt von Doris  Day. Die Hauptfigur Rick Martin (ohne y) wird von Kirk Douglas verkörpert und Jos komplizierte Nebenbuhlerin von der schönen Lauren Bacall. Eine stattliche Besetzung, die von einem noch besseren Soundtrack abgerundet wird. Immerhin spielt Harry James persönlich die Trompete. Dabei zeigt sich “Young Man With A Horn” trotz Kitsch verhältnismäßig provokativ, dem Maßstab der frühen 50er nach, ist doch Amy offenkundig lesbisch. Dass der gute Rick am Schluss bei der braven Jo landet, war wohl trotzdem nicht zu vermeiden.

 

Titelbild: Terry Thomas & Doris Day in Where Were You When The Lights Went Out / Wikimedia Commons