Feine Auslese – Oldstyle Highlights der US Car Show Grefrath
Cowboystiefel mit Chromkappe, Nascar-Racingjacken mit Fantasie-Sponsoren-Aufnähern, Airbrushmalereien, die von Excalibur-Mädchen und schwarzen Pumas handeln, Fahrzeuginnenräume mit Lichtschlangen und Medion-Flachbildfernsehern. Alte Amischlitten sind das Schönste, was die Menschheit in 100.000 Jahren Evolution hinbekommen hat, nur die Fahrzeughalter scheinen dies in den wenigsten Fällen zu wissen. Anders lässt sich die überdurchschnittliche Anwesenheit von Ballonseide, Dauerwellen und Kunstlederjacken auf einschlägigen US Car Veranstaltungen nicht erklären. Da fährt jemand die Krönung, den weißen Hai, die Spitze der Nahrungskette, des Automobilbaus und schraubt sich als erstes 21 Zoll Chromfelgen unter den Bock. Grefrath ist doch nicht Inglewood.
Letztes Wochenende fand in der Kleinstadt an der niederländischen Grenze die 9. US Car & Bike Show statt. Aller modisch-optischen Grenzwertigkeiten zum Trotz, haben wir uns für Euch inkognito im Jogger unter die Meute gemischt und mit der Kamera die Autos rausgefiltert, die wir Euch ruhigen Gewissens zeigen können. Ganz ohne Monitore in den Kopfstützen, Elefantitis-Felgen in den Radkästen und indianischen Traumfängern am Innenspiegel.
Pure Automotive Rock’n’Roll ohne Schnickschnack.
Down here on the Farm: 58er Chevrolet Apache Aufsitzmäher im Einsatz.
“Fußgängerschutz” kann nur eine Erfindung des neuen Jahrtausends sein. Haubenornament am 56er Chevy.
Die höchsten hatte der 59er Cadillac, die wildesten der 59er Chevy. Batwing-Flossen am Impala.
Schmutzige Gedanken. Der Edsel war1958, vielen Konsumenten zu heiß und floppte, weil das Kühlergrill-Design mit dem weiblichen Geschlechtsteil assoziiert wurde. Da soll nochmal einer sagen, die Fifties wären prüde gewesen…
Alles TÜV trotz Rost und Airride. Seltener Dodge Pickup von 1955. Ford und Chevy hatten den Pickup-Markt, im Gegensatz zu heute, wo Dodge mit dem Ram sehr erfolgreich ist, unter sich aufgeteilt.
Wieso gibt es eigentlich Menschen, die Neuwagen gut finden? 58er Chevy Impala mit serienmäßige Überdosis Chrom.
Das böseste Auto der Fifties: 1959er Dodge Coronet.
CALIFORNIA CQB 241. Das tödlichste Auto der Fifties: 1958er Plymouth Fury, unter diesem Kennzeichen besser bekannt als Christine.
Weniger ist mehr: Ford Pickup als einer der wenigen authentischen Hot Rods vor Ort, der glücklicherweise ohne Signalfarbe und Airbrushs auskommt.
Weniger ist mehr (Pt. II): Radkappen am 54er Oldsmobile 98 Series Holiday ab und fertig ist das Stock-Car. Best of Show ganz ohne Radikalkur.
Nicht schön, aber selten. Kaiser Manhattan von 54/55. Kaiser Industries ging 1955 sang- und klanglos unter. Schuld war unter anderem das uninspirierte Design. Guckt Euch noch mal die Chevys aus den Fünfzigern im Vergleich an…
Grefrath ist doch Inglewood und es muss nicht immer Mattschwarz sein. Die Chicanos sind seit den Sixties mehrfarbig erfolgreich mit Metalflake unterwegs. Schöner 62er Buick Skylark.
Schneller Raumtransporter. 64er Plymouth Belvedere Station mit elektrisch angesteuertem Drucktasten-Automatikgetriebe.
Die 53er Fords machten die hobbyracenden Kids mit ihren Flathead-V8s verrückt, während Chevys noch zwei Jahre lang ausschließlich mit Sechszylinder-Maschinen erhältlich waren und an der Ampel keine Schnitte bekamen.
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