Psychobilly III – Monsterrock in den USA

Um es gleich vorwegzunehmen: Psychobilly ist immer noch in keinem Land der Erde im Mainstream angekommen und wird es wohl auch nie. Die bunte Synthese aus Rock´n´Roll und Wahnsinn ist gar nicht darauf ausgelegt, eine große Masse zu erreichen und würde sie dies, wäre der ganze herrliche Spaß wahrscheinlich schnell vorbei. Doch immerhin ist Psychobilly mittlerweile weit über den Erdball verbreitet. Auch das Heimatland des Rock´n´Roll kann mittlerweile auf einige bekannte Protagonisten des Monster-Rockabilly verweisen.

Der Reverend macht den Anfang

Ob und inwiefern “The Reverend Horton Heat” nun eine Psychobilly-Band ist oder nicht, darüber gehen besonders bei Genre-Fans die Meinungen auseinander. Tatsache ist, dass Jim Heath und seine beiden Bandkollegen mit die ersten waren, die dem eigenwilligen Stil einen gewissen Bekanntheitsgrad in den USA verschafften – unter anderem durch den Song “Psychobilly Freakout” auf ihrem Debüt “Smoke `Em If You Got `Em” von 1990. Dass der Reverend und seine wechselnden Begleiter neben Punkanleihen auch immer eine mal mehr oder mal weniger starke Vorliebe für Old-School-Rockabilly, Roots-Rock und Country an den Tag legten, unterschied sie von Bands wie den Meteors oder auch Mad Sin. Doch ohnehin sollte sich amerikanischer Psychobilly als anders erweisen.

von Gripweed (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Der Reverend in Aktion von Gripweed (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Tiger Army – Psychobilly mit Popappeal

Nach “Psychobilly-Freakout” sollte fast ein weiteres Jahrzehnt vergehen, bis die vielleicht bekannteste amerikanische Psychobilly-Band Ihr Debut veröffentlichte. Der Name “Tiger Army” kam Sänger Nick 13 eigenen Erzählungen zufolge im Anschluss an das Erleben der “Love Parade” im Rahmen eines Deutschlandaufenthalts. Demnach hatte ihn ein Plakat zu der Vorstellung einer Technofans tötenden Tigerarmee inspiriert. Auch in seinen Texten widmet sich der Sänger eher düsteren Themen. Der Horror ist hier weniger Spaß als eine …. Entsprechend hat auch der Sound von Tiger Army bisweilen eine für Psychobilly eher ungewöhnliche melancholische Seite.

In jedem Fall gefiel er im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts einem wachsenden Publikum. Eine Tour als Vorband der Dropkick Murphys verhilft Tiger Army zu einer immer größer werdenden Popularität, die schließlich zu Auftritten auf großen Festivals und mehrfach ausverkauften Hallen führt. Derzeit pausiert die Band wegen des Abgangs ihres langjährigen Bassisten, doch laut Sänger Nick 13, der selbst erfolgreiche Soloausflüge in die Americana-Ecke unternahm, ist dies noch nicht das Ende.

Und sonst so? – Psychobilly im Rest der Welt

Psychobillybands gründeten sich in den 90er-Jahren auch in anderen Ländern. Dazu gehörten die erfolgreichen Australier Living-End, die Ihre Musik selbst als Punkabilly bezeichnen, aber auch die Japaner Battle of Ninjamanz, die in ihrer punkigen Rotzigkeit englischen Kollegen wie Demented Are Go alle Ehre machen. In den letzten Jahren machten kaum neue Band innerhalb der Psychobilly-Szene Furore, doch dafür zeigen sich die alten weiterhin agil. So beinhaltete das Lineup des mittlerweile 22 Jahre alten Psychobilly-Meetings in Barcelona sowohl “The Meteors” als auch “Demented Are Go” und “King Kurt”. Ob  diese Bands einverstanden werden, dass sie mittlerweile vielfach schon als “Oldschool-Psychobilly” bezeichnet werden, sei dahingestellt. Auch echte Rebellen werden eben älter.