Crazy Cavan – Teddyboys und Rockabilly Revival Part I

Das Rockabilly Revival
Ist die Rede vom Rockabilly Revival der 70er- und 80er-Jahre, fällt vor allem der Name “Stray Cats”. Das hat gute Gründe. Schließlich waren Brian Setzer, Lee Rocker und Slim Jim Phantom nicht nur die erfolgreichsten ihrer Zunft. Sie gehörten zweifellos auch zu den besten Bands, die eintönigem Synth-Pop und Disco-Beats mit explosivem Neo-Rockabilly den Kampf ansagten. Doch die ersten waren sie nicht. Schon einige Jahre früher hatte eine andere Band in England eine wachsende Gefolgschaft aus jungen Rockabilly-Fans um sich geschart.

Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers – Rock´n´Roll als Mission

Crazy Cavan Grogan aus Newport, South Wales, war bereits vor der Gründung der Rhythm´n Rockers eifrig bemüht, den Sound von Jerry Lee Lewis oder Gene Vincent, unter die Leute zu bringen – zunächst mit “Screamin`Count Dracula and the Vampires”, dann mit der Nachfolgeband “The Sundogs”. Das war keine leichte Aufgabe in den 60ern, schließlich hatte die Beatmusik in Großbritannien ihrem Ziehvater, dem Rock´n´Roll, gründlich den Garaus gemacht. Während der Blues spätestens mit den Stones groß im Kommen war, galten “Blue Suede Shoes” oder “Shake Rattle and Roll” Mitte der 60er Jahre als Relikte einer vergangenen Zeit, die eine dicke Staubschicht angesetzt hatten.

Crazy Cavan Grogan ließ sich davon nicht einschüchtern und als 1970 die Stunde für Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers geschlagen hatte, ging es rapide aufwärts. Denn auch wenn das Rockabilly Revival seine größten Hits Anfang der 80er-Jahre feiern sollte, war es zehn Jahre früher schon absehbar, dass der Rock´n´Roll in England alles andere als tot war.

Teddyboy Rock ohne Kompromisse

Der Sound von Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers bekam schon früh den Stempel “Teddyboy Rock” aufgedrückt. Tatsächlich hieß die erste Single der Band “Teddyboy Boogie” und lässt sich als eine Art Bekenntnis von Grogan und seinen vier Mitstreitern deuten. Schon äußerlich entsprachen diese einer neuen Generation der Jugendkultur, die englische Pubs und Straßen in den 50ern bevölkert hatte. In den 70ern hatten Teddyboys in England ihren zweiten großen Auftritt. Scheinbar über Nacht waren Edwardian Style und Ducktails in London wieder in, genauso wie Petticoats. Dazu kamen in vielen Fällen ein imposanter Quiff und eine Attitüde, die irgendwo zwischen. Aggression, Lässigkeit und jugendlicher Energie pendelte.

Dass die Teddyboys kein Phänomen waren, das man einfach ignorieren konnte, bewies der legendäre Marsch von jugendlichen Rock´n´Roll-Anhängern zum Hauptquartier der BBC in London am 15 März 1976.  Mehr Sendezeit für Rock´n´Roll, so lautete die Forderung, die die BBC prompt erfüllte, nachdem sich vor ihren Türen Tausende von Teddyboys und Teddygirls versammelt hatten. Die ließen ihre überschüssige Energie beim abschließenden Konzert in Picketts Lock ab – unter anderem bei Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers.

Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers – British Rockabilly vom Feinsten

Musikalisch und in ihrem Auftreten waren Crazy Cavan & The Rhythm´n Rockers vor allem eines: roh. Darin vermuten manche auch den Grund dafür, dass die Band nach einer erfolgreichen Phase Anfang und Mitte der 70er-Jahre nicht wie die Stray Cats in die Top Ten vorstieß, sondern zum ewigen Geheimtipp wurde.

Schließlich überzeugten Brian Setzer und Co. bei aller musikalischen Power optisch auch die braven Mädchen vom Rock´n´Roll. Cavan Grogan und seine Mistreiter waren dafür vielleicht eine Spur zu eckig. Ihr grimmiger Teddyboy-Style sah immer ein wenig nach Straße, schweren Maschinen und düsteren Hinterhöfen aus – und tut es noch heute. Denn die Rhythm´n Rockers, die ihre Musik selbst als “Crazy Rhythm” bezeichnen, sind auch 2014 aktiv und keine Spur zahmer als früher. Wer einmal rohen Teddyboy-Rock von echten Legenden der Szene erleben möchte, sollte auf ein Konzert der Rhythm´n Rockers nicht verzichten.