Dias de los Muertos – Der Tag der Toten

Dias de los Muertos – Der Tag der Toten

Ein farbenprächtiges Volksfest mit üppigen Zuckertotenköpfen, knalligen Girlanden, skurrilen Todessymbolen und gruseligen Skeletten…wir befinden uns hier nicht in einem Horrorfilm der Extraklasse, sondern im Herzen von Mexiko, wo man den Dias de los Muertos gebührend feiert. Hier trauert keiner am 31. Oktober bis zu Allerheiligen um die Toten, sondern man feiert anstelle dessen das Leben in all seiner Pracht und die Vergänglichkeit. Heute wollen wir diesem außergewöhnlichem Totenfest einmal für euch näher auf den Grund gehen.

Die verschiedenen Einflüsse des Dias de los Muertos

Dias de los Muertos - Rockabilly Magazin

(c) Hernandez Garcia – The altar for our Dias de los Muertos

Der Tag der Toten, mexikanisch als Dias de los Muertos bezeichnet, ist einer der wichtigsten Feiertage in Mexiko. Hier wird ganz nach alter Tradition der Verstorbenen gedacht. Die Menschen in Mexiko haben hierfür ganz andere Bräuche, als wir sie von unseren Feiertagen kennen. Die Vorbereitungszeit für den Dias de los Muertos beginnt in Mexiko bereits Mitte Oktober. Die Feierlichkeiten finden dann von dem 31. Oktober bis zu Allerheiligen statt. Je nach Region wird der Tag der Toten anders zelebriert.

In den mexikanischen Volksbräuchen zu Allerheiligen und Allerseelen haben sich zum einen die Glaubensvorstellungen der Indios und zum anderen die der westlichen Eroberer gegenseitig ergänzt. Diese Vermischung der zwei unterschiedlichen Kulturen macht heute noch die bunte und morbide Faszination des Dias de los Muertos aus. Mexiko bezeichnet sich selbst als ein Land der drei Kulturen: die vorspanischen Indio-Gesellschaften und die europäische Kultur der kastillischen Eroberer bildeten die Grundlage von dem, was heute nach der Vorstellung von der nationalen Elite das Land ausmacht. Das staatlich propagandierte Ideal der modernen mexikanischen Gesellschaft von heute orientiert sich an der Vorherrschaft von westlich geprägten Wertevorstellungen. Diese treffen jedoch nicht bei allen Bevölkerungsteilen auf Zustimmung. In den wirtschaftlich benachteiligten Regionen, welche fern der großen Zentren liegen, kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Vertretern von dem „modernen Mexiko“ und den indigenen Gruppierungen. Die Kultur habe nach der Meinung der staatlichen Stellen nur noch einen historischen oder nostalgischen Wert. Im Dias de los Muertos haben die Einflüsse der ehemaligen Eroberer und der vorspanischen Gesellschaften Mexikos eine friedliche Koexistenz gefunden: hier ergänzen sich beide Einflüsse zu einem farbenfrohen und morbiden Fest zu Ehren der Toten.

Wie in Europa gedenkt man ebenfalls in Mexiko am ersten und zweiten November der Verstorbenen. Das Totenfest der Mexikaner erinnert ein wenig an das amerikanische Halloween, wenn z.B. die Geschäfte bereits Mitte Oktober damit beginnen bunte Zuckertotenköpfe, Skelette oder sonstige Skurrilitäten zu verkaufen. Alles was mit dem Tod zu tun hat, findet man nun in farbenfrohen Ausführungen: Skelette und Totenköpfe sitzen auf Blumenarrangements, bunte Papierblumen und Girlanden mit Totensymbolen schmücken die Städte und Dörfer. Dieser barock-prachtvolle Schmuck wird mit skurrilen und makaber-düsteren Leichen oder grinsenden Gerippen in Szene gesetzt. Die Konditoren bieten große Kuchen in Form von gruseliger Totenschädel aus Zucker, Brot und Gebäck in Knochenform an.

Der Tod und das Leben in Mexiko

Dias de los Muertos - Day of the Dead

Photo: Joel Bullock – von Studenten gebauter Altar

In Mexiko betrachten die Menschen den Tod nicht getrennt vom Leben. Der Tod wird hier vielfach ins Leben integriert. Alltägliches in Mexiko wie z.B. „La Calzada del Hueso“, zu deutsch die „gepflasterte Knochenstraße“ hat eine namentliche Beziehung zum Tod. Besonders deutlich wird dieses Selbstverständnis zum Tod, wenn man am Dias de los Muertos in den Straßen und Geschäften die Calaveras, bei denen es sich um Skelette aus Pappmachée, Gips oder Zucker handelt, in allen möglichen Alltagssituationen dargestellt werden. In diesem Familienfest werden an erster Stelle nicht die Lebenden, sondern die Toten eingeladen.

Genauso wie die Lebenden zu den Feierlichkeiten von nah und fern anreisen, so müssen auch die Verstorbenen den Weg nach Hause finden. An den Haustüren hängen die Menschen Laternen auf, bis an die Gräber streut man Teppiche aus Ringelblumen, welche den Toten den Weg zu den Ofrendas, den Totenaltaren in den Häusern und Wohnungen, weisen sollen. Dieser prunkvoll dekorierte Altar stellt das Zentrum der Feierlichkeiten da. Er wird reich mit Blumen und blütenbehangenen Kreuzen dekoriert. Die Ringelblume galt einst als die Lieblingsblume von der aztekischen Göttin der Erde und Wächterin über die Gräber namens Xochiquetzal. Eine Matte, welche man aus Palmblättern kunstvoll flechtet soll den Seelen der Verstorbenen als Ruhestätte dienen. Man betreibt am Dias de los Muertos einen großen Aufwand, damit es den Toten bei ihrem Besuch an nichts fehlt. Auch für das leibliche Wohl der Toten ist gesorgt: eine große Menge an alkoholischer Getränke, Zigaretten und unterschiedliche Speisen finden auf dem Totenaltar Platz. Auch frisches Wasser, welches die Seelen der Toten nach ihrer langen Reise aus dem Totenreich erfrischen soll, wird gerne angeboten. Mit Blumen, Kerzen und Copal steht das Wasser für die vier Elemente und ist galt schon immer im eher regenarmen Mexiko schon zu den Zeiten der Herrschaft von den Azteken als heilig. Salz gilt als ein reinigendes Element und wird zusammen mit Brot, das man als Symbol der Gemeinschaft der Lebenden und Verstorbenen ansieht, auf der Ofrenda ausgestellt. Je nach der finanziellen Lage der Familien fallen die Opferbeigaben auf den Totenaltären mehr oder weniger üppig aus.

Weiteres Brauchtum

In der sogenannten „Nacht des Hundes“ zum Fest Allerheiligen wird die Ankunft der verstorbenen Kinder erwartet. Die „Angelitos“, kleinen Engel kehren hier ebenfalls nach Hause.

Dias de los Muertos - Calavera Catrina

(c) José Guadalupe Posada -1903

Man findet am Dias de los Muertos in ganz Mexiko Abbildungen der berühmten „Calavera Catrina“.

Es handelt sich hierbei um eine Skulptur, welche symbolisch für den Tag der Toten steht. Vermutlich wurde „La Catrina“ vom bekannten Kupferstecher José Guandalupe Posada geschaffen, welcher sich über die vorrevolutionäre mexikanische Oberschicht unter Porfirido Diaz, der als Präsident im Jahre 1876 bis 1880 und 1884 bis 1890 Mexiko regierte, lustig machte. Besonders während der Revolution wurden die Darstellungen von „Callavera Catrina“ besonders populär und fanden so Einzug in die kulturelle Selbstdarstellung Mexikos. „Catrina“ ist im Spanischen mit sarkastischen Unterton der Ausdruck einer besonders wohlhabenden Person.

Das Fest des Dias de los Muertos ist in seinem Kern zwar familiär geprägt, es gibt jedoch auch Veranstaltungen mit mehreren hundert teilnehmenden Personen. Die Mexikaner glauben, dass je mehr Menschen an den Feierlichkeiten teilnehmen, desto geehrter dürfen sich die Toten fühlen, weil jene zu Lebzeiten viele Freunde hatten. Auch bunte Umzüge mit skurrilen Verkleidungen gehören zu den Feierlichkeiten des Tages der Toten in Mexiko. Nachdem man die Seelen der verstorbenen Erwachsen in der Nacht des 2. November im Haus empfangen hatte, findet ebenfalls wieder der Abschied der Toten auf den Friedhöfen statt. Die Menschen essen dort mitgebrachte Speisen, trinken, musizieren und tanzen zwischen den Grabsteinen. Punkt Mitternacht ist für die Verstorbenen die Zeit gekommen, ihren Weg zurück ins Jenseits anzutreten. Das Fest ist zu Ende, bis die Toten im nächsten Jahr wieder zurückkehren.
Text:Isabella Labella