Pin Up Queens Teil 9: Jane Russell

Eine Zeitlang war Jane Russell der Fleisch gewordene Traum aller männlichen Kinogänger. Vor allem ihre beeindruckende Oberweite brachte Männer in Gegenwart der Schauspielerin dazu, Dinge zu tun, für die sonst der Genuss einer Flasche Whisky notwendig wäre. Dabei war die Pin up Queen hinter der Leinwand anders, als sich das viele ihrer Fans ausmalten.

Jane Russells Einstand als Sexsymbol

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Weniger berühmtes Pin up von Jane Russell / wikimedia.com

Der Grund dafür – oder besser gesagt die zwei Gründe dafür – , dass Jane Russell 194o ihren Einstand in einem Hollywood-Film feiern durfte, waren vor allem physischer Natur. Denn der genauso exzentrische wie steinreiche Wirtschaftsmagnat und Filmproduzent Howard Hughes (verkörpert von Leonardo di Caprio in “Aviator”) hatte recht eindeutige Vorstellungen von der Idealfigur der weiblichen Hauptrolle in dem Streifen “The Outlaw”. Da kam ihm die 1921 in Minnesota geborene Russell mit ihren atemberaubenden Kurven gerade recht.

Schon die Bilder von Russell, die zu Werbezwecken vor dem Film veröffentlicht wurden, sorgten für Aufsehen. Unter anderem zeigten sie die Brünette, wie sie sich lasziv im Heu räkelte, ihre Brüste demonstrativ in Szene gesetzt und einen Revolver in der Hand. Diese Aufnahme wurde zu einem der bei amerikanischen Soldaten beliebtesten Pin-ups im Zweiten Weltkrieg. Russell selbst war von der Art und Weise, wie Hughes ihre Figur in Szene setzte, weniger begeistert als ihre männlichen Fans. Das galt auch für die Annäherungsversuche des Produzenten und den Bra, den dieser eigens für sie entworfen hatte. Letzterer war so unbequem, dass Russell kurzerhand darauf verzichtete und stattdessen heimlich ihren eigenen trug, den sie zusätzlich mit Papier ausstopfte.

“The two and only Miss Russell” – Bob und Marilyn

Besser als die Produktion von “The Outlaw” gestaltete sich für Russell die Zusammenarbeit mit Schauspieler Bob Hope, der zu einem lebenslangen Freund werden sollte. Er war es auch, der das Sexsymbol einmal mit den Worten “the two and only Miss Russell” ankündigte.

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Jane Russell und Bob Hope / wikimedia.com

Auch filmisch ging es aufwärts. Zwar hatte “The Outlaw” Russell zumindest bei Männern berühmt gemacht. Das lag aber in erster Linie an der Art und Weise wie ihre 38 D darin in Szene gesetzt wurden. Die Busenfixiertheit des Westerns hatte auch dazu geführt, dass die katholische Kirche gegen den Film Sturm gelaufen und dieser erst mit einigen Jahren Verspätung ausgestrahlt worden war. Kritiker, die es schafften, sich nicht auf Russells körperliche Qualitäten zu konzentrieren, zeigten sich von ihm wenig überzeugt.

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Marilyn und Jane / wikipedia.com

Noch heute von Filmfans geschätzt ist dagegen der 1948 erschienene komödiantische Western “The Paleface”, indem Russell die sexy Ganovin Calamity Jane spielt, die den Zahnarzt Peter “Painless” Potter heiratet. Der Kassenschlager zog sogar ein Sequel, “Son of Paleface” nach sich. Russells persönlicher Lieblingsfilm war “Gentlemen Prefer Blondes”. Darin trat die Brünette Seite an Seite mit Marilyn Monroe auf und brachte auch ihr gesangliches Talent zur Geltung. Nach eigenen Aussagen kamen die beiden Sexidole übrigens während der Dreharbeiten prima miteinander aus – auch wenn Russell ihre Kollegin grundsätzlich “Blondie” nannte und wiederholt versuchte, sie zur Bibelarbeit zu bewegen.

Musicals, BH-Reklame und Bibelstunde – die vielen Gesichter von Jane Russell

Wie so einige  Bombshells war Jane Russell mäßig begeistert davon, auf ihre Figur reduziert zu werden. Das wurde den vielen Talenten und Interessen der Schauspielerin auch nicht gerecht. Denn die beließ es nicht beim schauspielern, sondern sang nebenbei in einem Gospelquartett, mit Orchester und in Broadway-Musicals – teilweise nachdem sie ihre Filmkarriere Ende der 60er beendet hatte. In den 70ern machte sie außerdem im Fernsehen Reklame für BHs der Firma Playtex – Modelle für besonders große Größen, versteht sich.

Daneben engagierte sich Russell, die drei Mal verheiratet war, für die Republikanische Partei und lud wöchentlich zur “Hollywood Christian Group” in ihre eigenen vier Wände ein – eine Einladung, der einige prominente Schauspieler zeitweise folgten. Mit dem Versuch, Marilyn Monroe für die Religion zu begeistern, hatte sie allerdings wenig Erfolg. Als Russell 2011 starb, war der einstige Pin up Star 89 Jahre alt und hatte einiges hinter sich, inklusive einer Alkoholabhängigkeit. Trotzdem war sie bis fast zum Schluss aktiv geblieben, entsprechend dem Wusch “to die in the saddle”.