Männermode der 50er und 60er Jahre

In den 50er Jahren, nach den düsteren Kriegsjahren übernahm die Jugend das Ruder, was Mode, Musik und Lifestyle anging. Zum ersten Mal in der Geschichte übernahmen die Sprösslinge nicht einfach den Stil und die Lebensart ihrer Eltern, sondern kehrten sich von davon ab und erfanden ihren eigenen Stil. Hilfreich dabei war die größere Geldmenge, die Teenagern zur Verfügung stand und großzügig für Kleidung, Kino und Musik ausgegeben wurde. Letztere sollte die Jugendkultur und die Männermode weit über die folgenden Jahrzehnte hinaus prägen.

Der Einfluss der Musik auf die Männermode

Der Amerikaner Alan Freed war einer der ersten Djs, der Rhythm & Blues in seinen Sendungen spielte. Bill Haley, Jerry Lee Lewis und Chuck Berry standen neben anderen auf seiner Playlist und er war es auch, der 1951 den Begriff “Rock ‘n’ Roll” zum ersten Mal ins Spiel brachte. Die Begeisterung der Jugend für diese Musikrichtung war auch durch die Elterngeneration nicht zu brechen und sollte die Entwicklung der Mode in den nächsten Jahren maßgeblich beeinflussen.

Chuck Berry

Chuck Berry war einer der Pioniere des Rock’n’Roll

Die großen Stars des Rock ‘n’ Roll stylten sich im Stil der Zeit, und ihr Style wurde wiederum von ihren Fans kopiert und als Modetrend weiterentwickelt.

Vom Flanellanzug zum Drape – die Teddy Boys

Ende der 40er trug man als Mann noch meist einen grauen oder braunen Anzug aus Flanell und einen Homburg-Hut. In den 50ern wurden die Schnitte dann langsam schlanker, die Stoffe edler, der Stil lässiger. Den neo-edwardianischen Stil mit lang geschnittenem Wolljackett übernahmen schließlich die ersten jugendlichen Rebellen: die Teddy Boys oder Teds. Sie kamen aus der britischen Arbeiterklasse, hörten Rock ‘n’ Roll und lehnten sich mit ihrer Kleidung im Stil der Oberschicht gegen das Establishment auf.

Kennzeichnend für diese Art von Männermode waren die Drapes, fast knielange Jacketts mit Samtkragen, eine Weste und nach unten enger werdende Hosen mit Bügelfalten. Dazu trugen Teds Creepers – Wildlederschuhe mit Kreppsohle – und ein schmales Band als Krawatte. Im Gegensatz zu den militärischen Kurzhaarschnitten der 40er wurden auch die Haare länger und in die Stirn zur Tolle gekämmt.

Teddy Boys

So waren englische Teddy Boys zunächst gekleidet.

Auch die Beatles stylten sich als Teddy Boys, als sie noch eine unbekannte Skiffleband waren, Haartolle inklusive. Diese Mode hielt sich gut 10 Jahre und feierte Anfang der 80er ein großes Revival.

Der Einfluss des Kinos

Neben der Musik hatten auch viele Kinofilme einen großen Einfluss auf die Männermode der Zeit. 1953 kam der Film „Der Wilde“ ins Kino. Marlon Brando spielte darin den Anführer einer Motorradgang. Selbst wer den Film nicht kennt, hat sofort ein Bild im Kopf: Marlon Brando mit Lederjacke und Cap, wie er grüblerisch über seinen Motorradlenker hinweg in die Kamera blickt. Der „Rebel“ wurde zum modischen Vorbild für die junge Nachkriegsgeneration, die mit alten Konventionen brechen wollte. Blue Jeans (hochgekrempelt), weißes T-Shirt, schwarze Motorrad-Lederjacke, derbe Bikerboots – fertig ist der Rebel-Style. Zeitlos, cool und lässig bis heute.

Zwei Jahre später erschien der wunderbar melancholisch-charismatische James Dean in „Rebel without a Cause“ („Denn sie wissen nicht, was sie tun“) auf der Leinwand. Er war ebenfalls im Rebel Style gekleidet. Statt Lederjacke trug er einen roten Blouson mit hochgeschlagenem Kragen. Auch Elvis in „Jailhouse Rock“ darf hier nicht fehlen. Der trug aufgrund des Filmplots ein gestreiftes T-Shirt zu seinen Jeans.

James Dean

Lässige Kleidung gehörte zum Markenzeichen von James Dean

1947 war das Jeans-Label WRANGLER von einem Hersteller für Arbeitskleidung gegründet worden. Der Rebel Style machte diese Blue Jeans in den folgenden Jahren unglaublich populär. Man trug sie hochgekrempelt oder auch nicht. Dazu kurzärmelige Hemden oder Hemdenshirts mit Karomuster – eine Mode, die damals an Schulen strikt verboten war. Heute ist ein Leben ohne Jeans gar nicht mehr vorstellbar.

Elvis und James Dean verhalfen auch den einstigen Basketballschuhen von Converse, den Chucks, zu Popularität. Und amerikanische Teenagerfilme weckten auch hierzulande das Bedürfnis nach einer Collegejacke.

Blumen und Götter – der Tiki-Style

Mit steigendem Wohlstand begann man zu reisen. Das erklärte Paradies der Amerikaner war Hawaii. Das machte sich auch in der Mode bemerkbar. Am Strand und im Urlaub trugen die Männer jetzt Hawaiihemden und Shorts. Und irgendwann trugen sie sie auch, wenn sie nicht im Urlaub waren.

Tiki-Tasse

Die Tiki-Kultur hatte ihre Hochzeit in den 50er Jahren

Tikis waren Götter- und Götzenfiguren der Polynesier. Anfang der 50er bis in die 60er hinein, als der Tiki -Style seine Blütezeit erlebte, fand man ihre Abbilder überall. Auch als Print auf Hemden und Kleidern, als Aschenbecher, Blumenvase, lebensgroße Statuen, etc. Die Götterfiguren waren ein immer wiederkehrendes Symbol der amerikanischen Interpretation von hawaiianisch-polynesischem Design. Daher also der Name. Zu Hawaiihemden muss man nicht viel sagen. Sie sprechen für sich – bis heute.

Die Swinging Sixties

 So wie sich der Rock’n’Roll weiter verzweigt und entwickelt, treibt auch die Männermode der 60er verschiedene Blüten. Die Beatles erhalten eine neue Bühnenkluft und tauschen ihre Lederjacken und Tollen gegen Anzüge und Pilzköpfe ein, was im Zuge der Beatlemania der frühen 60er zu vielen Nachahmern führt.

Die Mods – edle Rebellen

Eine neue Jugendbewegung kommt wieder mal aus England und wieder mal aus der britischen Arbeiterklasse. Die Mods fahren auf ihren gepimpten Vespas und Lambrettas ein und verbreiten ein wenig italienisches Flair.

Ihre Art der Auflehnung besteht in guter Kleidung und gutem Benehmen. Sie tragen körpernah geschnittene edle Anzüge mit schmalen Hosen, manchmal gestreift oder kariert, Markenkleidung, schmale Hemden und schmale Krawatten. Darüber den obligatorischen Parka, um die guten Stücke zu schützen.

Mods auf Scooter

Parka und Scooter waren Kennzeichen von Mods

Brav waren sie aber trotz ihres gepflegten Äußeren nicht. Besuche in den angesagten Londoner Musikclubs mehrmals pro Woche und Ausflüge an die Küste am Wochenende standen auf dem Programm. Um das durchzustehen, mussten sie dann doch gelegentlich mit Amphetaminen nachhelfen. Auch um Prügeleien (meist mit Rockern) machten sie keinen Bogen.

Ihre Musik war Rhythm & Blues und Ska, der durch die Mods erst richtig bekannt und beliebt wurde.

London als Epizentrum der Mode

 

In den 60ern orientierte man sich generell an der Mode aus den neuen Boutiquen der King’s Road und der Carnaby Street.

Wie die Damenmode wurde auch die Männermode bunter, die Farben kräftiger. Hemdkrägen wurden spitzer und länger, die Hemden enger, Paisley- und große Blumenmuster wurden modern. Schmal geschnittene Hochwasserhosen verwandelten sich langsam in Schlaghosen. Samt und Cord waren beliebte Stoffe. Als Accessoires trugen viele Männer nun Cordmützen und bunte Seidenschals. Bis zur Flower Power und Hippiebewegung der 70er, Punk und Glam Rock ist es nur noch ein kleiner Schritt.

Titelbild: James Dean Mural on video store wall by Loco Steve / CC BY 2.0

Fotos:

Chuck Berry (smoking that guitar) by Del /CC BY-ND 2.0

Two traditional dressed Teddy Boys by Hjbarten / CC-BY-SA 4.0

James Dean by Eliza / CC BY 2.0

Ceramic Wood-like Tiki Mug by Sam Howzit / CC BY 2.0

Mods by Sergio Calleja /CC BY-SA 2.0