Moonshine – Prohibition, Schwarzbrenner und White Mule II

Old Moonshiner Wagon © Rod Waddington

“Do it yourself” war das Gebot der Stunde während der Prohibition. Und so wurde destilliert und gebraut, was das Zeug hielt – in abgelegenen Hinterhöfen, Garagen und Badezimmern. Die Profite waren genauso hoch wie die Gefahren für alle Beteiligten. Moonshiner, Bootlegger und Syndikatsbosse mussten die Konkurrenz und die Polizei fürchten und Kunden die unvorhersehbaren Wirkungen von “Gin” oder “Whisky” aus Eigenproduktion. Mitunter standen dabei Leib und Leben auf dem Spiel.

Ethylalkohol, Blei und wilde Holzkohle – kleine Zutatenliste

Wer darauf aus war, mit möglichst geringen Mengen an Flüssigkeit in möglichst schneller Zeit sturzbetrunken zu werden, wurde von Moonshine selten enttäuscht. Wurde Whisky früher noch von Saloon-Wirten heimlich verdünnt, um ein paar Dollar mehr an Profit herauszuschlagen, dominierte während der Prohibition eine andere Taktik. Jetzt hieß es: “Je kompakter, desto besser”. Schließlich war der Transport größerer Mengen alkoholischer Getränke auch mit größeren Risiken verbunden.

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Nicht immer kam Moonshine beim Empfänger an / wikimedia.com

Selbst hergestellter Whisky basierte in der Regel auf reinem Ethylalkohol und kam nicht selten mit etwa 85 Prozent beim Kunden an. Das Wörtchen “rein” lässt sich allerdings nicht auf die Hygiene übertragen. Manche Destillierapparaturen bestanden teilweise aus Blei, so dass Abnehmer des hergestellten Gebräus in vielen Fällen Bleivergiftungen erlitten. Um die Farbe und das Aroma zu erzeugen, das echter Whisky im Laufe der Lagerung in Holzfässern erhält, griffen Moonshiner auf verkohltes Holz und Fuselöl zurück. Daneben bestand immer das Risiko, dass Moonshine gefährlichen Methylalkohol enthielt – entweder weil jemand beim Brennen nicht sorgfältig genug gewesen war oder Bootlegger (die Zwischenhänlder) auf die Idee kamen, ihren Kunden einen zusätzlichen Kick zu verpassen. Zimperlich war kaum einer derjenigen, der beschlossen hatte, mit Alkohol reich zu werden.

Die Folge war im schlimmsten Fall ein tödlicher Rausch. Statistiken nach starben allein im Jahr 1926 750 Menschen in New York an den Folgen von Moonshine. Bis 1927 waren es etwa 50 000 in den ganzen USA.

Brauer, Gangster und Bootlegger – Nutznießer der Prohibition

Nicht umsonst ist die Zeit der Prohibition beliebt bei Schriftstellern, Drehbuchautoren und Hollywood-Regisseuren. Schließlich brachte das vorübergehende Alkoholverbot in den USA eine Reihe schillernder Gestalten hervor, darunter Mafiabosse wie Al Capone. Außerdem kam es in den 20er und frühen 30er Jahren zu spektakulären Schießereien, Auftragsmorden und Bandenkriegen. Das Ganze kombiniert mit Fedora-Hüten und langen Ledermänteln ist eine prima Kulisse für spannende Geschichten.

Tatsächlich ging es auf den Straßen mancher amerikanischer Städte  während der Prohibition zu wie in einem Western. Allein im Raum New York verloren in den 20er Jahren mehr als 1000 Gangster ihr Leben. Triebfeder für die Gewalt war der enorme Profit, den der Verkauf von Alkohol versprach. Er war der Grund dafür, dass sich ausgeklügelte Netzwerke bildeten, die aus Gangsterbossen, Bootleggern, Auftragskillern und denjenigen, welche die Herstellung von Whisky, Gin oder Bier übernahmen, bestanden.

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Ende einer Schießerei zwischen Polizei und Gangstern in New York / wikimedia.com

Bald dominierten diese Netzwerke die Herstellung und den Verkauf von Moonshine. Wer seine illegale Kneipe mit Alkoholausschank (Speakeasy) selbstständig betreiben mochte und keine Lust darauf hatte, Schutzgeld zu bezahlen, musste damit rechnen, dass er vor seiner Haustür von einem Schlägerkommando empfangen wurde. Hatte er sich dann überreden lassen, sich unter den Schutz einer Gang zu begeben und im Zweifelsfall auch seine Getränke von dieser zu beziehen, bestand die Gefahr, dass rivalisierende Gangster seinem Lokal einen Besuch abstatteten und dabei alles kurz und klein schlugen oder eine Bombe zurückließen. Im schlimmsten Fall kam es zu einem ausgedehnten Bandenkrieg, wie den “Bierkriegen” in Chicago zwischen 1925 und 1926. Da die amerikanische Polizei in den 20er Jahren alles andere als unbestechlich war, konnten sich Bürger, die zufällig zwischen die Fronten gerieten, von dieser Seite selten die Rettung erhoffen.

Einige einflussreiche Bosse kamen über den Handel mit Alkohol, Schutzgelderpressungen und Kidnapping nicht zur zu ausgedehntem Reichtum. Sie wurden zu politisch einflussreichen Personen, die auf Empfängen mit Stadträten und Bürgermeistern plauderten.

Das Ende der Prohibition und Moonshine heute

Am 5. Dezember 1933 war es soweit: Das Experiment der Prohibition war gescheitert – eine Tatsache, die Präsident Roosevelt angeblich mit seinem Lieblingsdrink, einem Martini, feierte. Trinken war jetzt wieder legal in den kompletten USA und damit flossen in der Großen Depression auch wieder Erträge aus der Alkoholsteuer in die Staatskassen.

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Franklin D. Roosevelt 1933 / wikimedia.com

Das Ende der Produktion von Moonshine war dies jedoch nicht. Bis heute wird in den verschiedensten Teilen der Welt Alkohol selbst gepanscht, auch in den USA. Dort steht Moonshine inzwischen sogar in den Regalen von Walmart. Denn in Tennessee wurde 2009 das Destillieren von eigenen alkoholischen Getränken legalisiert – übrigens erneut im Zuge einer Wirtschaftskrise. Angst vor Erblindung oder Tod muss glücklicherweise niemand mehr haben, der Moonshine aus Geschäften bezieht. Auch in Deutschland ist das eigene Destillieren von Whisky erlaubt, vorausgesetzt, der Brennkessel fasst nicht mehr als 0,5 Liter. Wer sich an Moonshine probieren möchte, findet Rezepte im Netz. Einfacher noch ist es, sich unseren Devils Booze Whisky zu bestellen, der beste Beweis dafür, dass Whisky ein Geschenk des Teufels an die Menschheit ist.

Titelbild “Old Moonshiner Wagon, Arkansas” von Rod Waddington unter cc