The Wanderers – Terror in der Bronx

The Wanderers, Clockwork Orange, The Warriors

Die Siebzigerjahre waren das Jahrzehnt der Gang-Filme. Doch Uhrwerk Orange ist zu psycho, bei den Warriors sind die Haare zu lang und wir sind ein Rock ‘n’ Roll Magazin – bleiben wir lieber bei den Wanderers. Philip Kaufman saß 1979 während der Verfilmung des autobiographisch angehauchten Buchs von Richard Price auf dem Regiestuhl und porträtierte den Alltag der italienisch-stämmigen Gang The Wanderers im New Yorker Stadtteil Bronx im Jahr 1963.

“Ich hätte Lust, heute Nacht noch was anzustellen. Ich möchte noch irgendeinem Scheißer in die Schnauze schlagen oder jemand in den Arsch treten.” (Terror von den Baldies)

Saufen, Schlägereien, sexuelle Nötigung. Die Wanderers sind ganz normale Jugendliche, die im 49er Buick von Perrys Mutter durch die Gegend cruisen, sich mit den Baldies, den Wongs, den Del Bombers und den Ducky Boys Massenschlägereien liefern oder wildfremde Mädchen auf der Straße befummeln.

“Jungs, ich glaube ich kann euch sagen wie ihr alle Ärsche dieser Welt eintreten und gleichzeitig etwas für die Demokratie tun könnt.” (Marines-Rekrutierer)

The Wanderers handelt von den Irrungen der Pubertät, dem Älterwerden und dem damit einhergehenden Abschied von der jugendlichen Unbeschwertheit- wofür im Film verwirrenderweise der Tod Kennedys steht. Was immer uns der Verfasser damit sagen will, Hauptdarsteller Richie Gennaro (Ken Wahl) zeigt sich vom Tod des 35. Präsidenten tief betroffen, spürt dass für ihn ein neues Kapitel im Leben beginnt und zieht mit einem Teil seiner Crew nach San Francisco weiter.

“Komm schon, ich hab Lust, Baby.” (schon wieder Terror)

Der Klappentext der DVD spricht von der “brutalen Trostlosigkeit der Sechzigerjahre”, in denen Freundschaft und loyale Verbundenheit noch was zählten.
Angesichts von Frankie Goes to Hollywood, khakifarbenen Bundfaltenhosen und der Markteinführung des Opel Corsa, hielt ich eigentlich immer die Achtziger für brutal trostlos, aber irgendwas mussten die Menschen von Planet Media ja auf die Hülle drucken, denn intellektuelle Höhenflüge sind nicht die Kernkompetenz dieses Gang-Films, auch nicht, was die Schnitte angeht. Wie innerhalb einer Szene aus einem 60er Chevy ein 59er Olds werden kann, muss mir Mister Kaufman bei Gelegenheit mal erklären. The Wanderers brilliert viel mehr durch das transportierte Lebensgefühl, den arschcoolen goldenen Jacken, raffinierten Kartentricks beim Strippoker und einem richtig guten Soundtrack, wie ihn erst wieder Tarantino in den Neunzigern zusammenstellte, lange, nachdem die gruseligen Achtziger überstanden waren.

“Dann wollen wir mal sehen, wofür Bodybuilding gut ist. Kommt her, ihr kleinen Kümmerlinge!” (Joeys Vater)

Im August erscheint The Wanderers endlich auch auf Blu Ray und wer den Film immer noch nicht in seiner Videosammlung hat, sollte spätestens jetzt zuschlagen, um nicht Gefahr zu laufen, unglaubwürdig zu wirken. The Wanderers gehört im Regal nach ganz oben, am besten zwischen American Graffiti und Meyers Motorpsycho.
The Wanderers Jacke
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Text: Norman Gocke