Wild und sexy – kleine Geschichte des Leoprints

Rockabilly Rules Fake Fur Leoprint

Leoprint gehört zur Grundausstattung im Kleiderschrank von Pin up Girls und Rockabellas. Dabei sind Rock’n’Roll-Liebhaberinnen weder die ersten noch die einzigen, die das animalische Muster ins Herz geschlossen haben. Es zierte bereits die Körper von Königinnen, Schauspielerinnen und berühmten Pin up Girls – ach ja und auch eine ganze Reihe Männer trugen es mit mehr oder weniger Würde.

Schon die alten Ägypter trugen Leo

Ausgrabungen beweisen es: Leopard galt bereits lange Zeit vor Bettie Page als kleidsam. Dabei handelte es sich zunächst um das Fell des stolzen Tieres selbst. Dieses spendete Wärme, sah gut aus und verbreitete eine Aura von Macht, die Respektspersonen oder solche, die es gerne werden wollten, gut gebrauchen konnten. Weit verbreitet war Kleidung aus Leopardenfell im Alten Ägypten, zunächst bei Priestern, Königen und Fürstinnen, später auch bei weniger hochgestellten Personen. Dabei beließen es die Träger beziehungsweise Trägerinnen oft nicht dabei, sich ein Fell um den Leib zu schlingen. Leo wurde zu Kleidern und Stiefelschäften verarbeitet. Pharao Tutanchamun trägt auf Darstellungen gerne eine schicke Leopardenfellweste.

Äyptische Wandmalerei mit Gewändern aus Leopardenfell

Schon die Ägypter hatten ein Faible für Leopard.

Auch in Rom und Griechenland stand Leopardenfell in hohem Ansehen. Modisches Vorbild war Dionysos beziehungsweise Bacchus, der Gott der Fruchtbarkeit und des Rausches, wenn man so will einer der ersten Rock’n’Roll-Stars der Geschichte. Er wurde auf Bildern bevorzugt in Leopardenfell gehüllt dargestellt, genauso wie seine Begleiterinnen, die Bacchantinnen, denen – wie es dem Groupie-Klischee entspricht – ein Hang zu übermäßigem Alkoholgenuss und sexuellen Orgien nachgesagt wurde. Wer es Dionysos modisch nachtun wollte, musste im alten Rom viel Geld bezahlen. Leopardenfelle waren teuer, vor allem bearbeitet.

Leopard – ein Statusmerkmal

Leopardenfelle waren immer etwas Besonderes. Das liegt nicht nur an ihrem Aussehen, sondern auch daran, dass sich ihr natürlicher Besitzer weniger leicht dazu überreden lässt, Leben und Fell abzutreten als zum Beispiel eine Bisamratte. Leoparden sind stolze, kräftige und unabhängige Raubtiere und wer lässt sich nicht gerne mit solchen Eigenschaften in Verbindung bringen? Entsprechend stolz war der amerikanische Präsident Theodore (Teddy) Roosevelt auf die Felle der von ihm eigenhändig erlegten Leoparden in seinem Büro.

In manchen Teilen Afrikas war sogar der Glaube verbreitet, durch das Anlegen eines Leopardenfells werde man selber zum Leopard. Ist man ganz ehrlich, hat sich ein bisschen was davon bis heute erhalten – schließlich fühlt man sich in Leoprint sofort etwas anders als sonst, oder?

Leoprints – ein Modetrend

Auch dann als Leopard im 20. Jahrhundert zu einem Modetrend wurde, waren es lange echte Felle, die zu aufreizenden und prachtvollen Kleidungsstücken verarbeitet wurden. Über die Auswirkungen dieses Trends auf die Leopardenpopulation machten sich leider die wenigsten Träger ernsthafte Sorgen. Besonders angesagt waren Tierfelle allgemein und Leopardenfelle im Besonderen in den 20er und 30er Jahren. Gepushed wurde der Trend von Hollywood-Erzeugnissen wie dem Spielfilm Tarzan the Ape Man, der 1932 ins Kino kam und Schwimmer Johnny Weissmüller als breitschultrigen Affenmenschen zeigt, der sich durch den Urwald hangelt – nicht der erste, aber wohl einer der bekanntesten Tarzanfilme.

Als derjenige, der das Leopardenmuster endlich vom Fell trennte und den “Leoprint” erfand, gilt Christian Dior. 1947 führte dieser erstmals zwei Leoprint-Kleider in seiner Kollektion vor und in der Folgezeit zeigte sich der Modedesigner genauso begeistert von dem Raubtiermuster wie seine Kundinnen. Dabei hatte Dior einen klaren Ratschlag für Frauen, die sich die Anschaffung von Leoprints überlegten, parat: “If you are fair and sweet, don’t wear it.”

Bettie Page und Jacqueline Kennedy

Vielleicht die berühmteste Leoprint-Trägerin überhaupt in den 50er Jahren war Bettie Page. Die gepunkteten Kleider, die die Pin-up-Ikone in der Jungle-Queen-Serie trug, gingen auf ihre eigenen Entwürfe zurück. Leoprint passte hervorragend zu Darstellungen von Page als starke und unabhängige Frau, die gerne die Peitsche zückt – eine Praktik, mit der das Model “privat” allerdings nichts am Hut hatte.

Porträt Bettie Page in Leoprint

Bettie Page war eine der berühmtesten Trägerinnen von Leoprint.

Als eine Stilikone ganz anderer Art galt Jacqueline Kennedy. Tatsächlich sah die First Lady in ihrem Leopardenmantel von Oleg Cassini ziemlich eindrucksvoll aus, ähnlich wie Schauspielerin Elizabeth Taylor. Beide trugen dazu bei, dass Leopard in der Damenmode der 60s boomte – zum Leidwesen von Leoparden und Naturschützern.

Leoprint und Rock’n’Roll

Rebellisch, wild und unabhängig – diese Assoziationen mit Leoparden passen hervorragend zu Rock’n’Roll – so sah es auch der in modischen Sachen immer experimentierfreudige Keith Richards, der sich in den 70er Jahren gerne einmal in Leoprints hüllte. Mit dem Aufkommen von Punk und dem Rockabilly Revival Ende der 70er bekam er Gesellschaft von vielen seiner Berufskollegen.

Dabei wurde Leopard jetzt immer mehr vom Luxustrend zum Ausdruck einer rebellischen Attitüde. Anders als High-Society-Damen hüllten sich Punks nicht in teure Designer-Pelzmäntel, sondern kombinierten Leoprints mit Boots, zerrissenen Hosen und schweren Ketten. Brian Setzer trug und trägt Leoprint in den verschiedensten Variationen, bis hin zum gepunkteten Ganzkörperoutfit. Dazu ließ sich der Ex-Stray-Cat eine Gretsch in Leoprint-Optik anfertigen und wenn ihm danach ist, dann verordnet er für seine ganze Bigband Leopardenoptik.

Sweat Collegejacke von Rumble59

Sweat-Collegejacke von Rumble59 / Model: Tamara Kamikaze, Fotograf: Robert Matkakovich

Heute ist Leoprint fest verankert im Rock’n’Roll. Vor allem die Ladies dürfen sich über eine Vielzahl an spannenden Kleidungsstücken in Raubtieroptik freuen: Von Schuhen über Taschen bis hin zur Jacke und zum Top, als Print oder gar Kunstfell, für das glücklicherweise keine Wildkatze mehr ihr Leben lassen muss.

Männer, die in die Fußstapfen von Setzer treten wollen, greifen zum Beispiel zum Jackett in Leo-Optik – und brauchen sich in der Regel keine Sorgen mehr um mangelnde Aufmerksamkeit machen.

 

 

 

Fotos:

Betty Page by Blue Gardenia / CC BY-ND 2.0

 

 

 

 

 

 

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