Der Bikini: Die Erfindung des kleinsten Badeanzugs der Welt

Frau im Wasser

Kaum zu glauben, aber eines der erotischsten Kleidungsstücke überhaupt geht auf einen Maschinenbauingenieur zurück. Mit dem “Bikini” schuf Louis Réard in den 40er-Jahren einen Männertraum, der Sittenwächter auf die Palme brachte und die Bademode revolutionierte. Es sollte allerdings eine Zeitlang dauern, bis sich Normalsterbliche in dem Kleidungsstück an die Öffentlichkeit wagten.

Wie der Bikini zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird

Als Louis Réard seinen Mini-Badeanzug der Öffentlichkeit präsentieren will, steht er vor einem Problem: Er findet kein Model, das bereit ist, das abenteuerliche Kleidungsstück mit den vier gepunkteten Stoffdreiecken (insgesamt 190 Quadratzentimeter Stoff) anzuziehen. Also greift der Ingenieur, der seit kurzem das Unterwäschegeschäft seiner Mutter leitet, auf die Nackttänzerin Michelini Bernardini zurück. Diese demonstriert den “Bikini” im Pariser Nobelbald Molitor am eigenen Leib. Die negativen Reaktionen sind heftig.

Bikini in der Antike

Bikinis trugen schon die alten Römerinnen.

Dabei ist die Idee eines zweiteiligen Badeanzugs keineswegs neu. Wie Mosaiken verraten, trugen bereits Römerinnen in der Antike Vorläufer des Bikinis bei sportlichen Betätigungen. Zweiteilige Badeanzüge verbreiteten sich in den 30er-Jahren. Und noch vor Bréards präsentiert Jacques Heim den “kleinsten Badeanzug der Welt” mit dem sinnigen Namen “Atom”. Doch Réards Bikini stellt mit seiner Knappheit alle Vorgänger in den Schatten. Vor allem zeigt er den Nabel, was noch in den 50s lange Zeit als Tabu gilt.

Pate für den Namen Bikini steht übrigens das “Bikini Atoll”, eine kleine (!) Inselgruppe im Pacific, auf der die Amerikaner einige Tage früher einen Atomtest durchgeführt haben.

Ein Siegeszug mit Hindernissen

Louis Réard ist zwar kein gelernter Modedesigner, aber in Sachen Marketing seiner Zeit weit voraus – zu weit, wie sich zeigt. Angespornt von rund 50.000 begeisterten Zuschriften startet er eine Werbekampagne mit der Aussage, dass ein zweiteiliger Badeanzug erst dann ein echter Bikini sei, wenn er sich durch einen Hochzeitsring ziehen ließe. Das kommt bei vielen Zeitgenossen nicht gut an. Noch mehr gilt das für Frauen, die in der Öffentlichkeiten einen Bikini tragen. Die Konsequenz sind, wie sollte es anders sein, Verbote. Offiziell für unerwünscht erklärt wird der Bikini in Italien, Spanien, Belgien, Portugal und Australien sowie an der französischen Atlantikküste. Einige US-Bundesstaaten schließen sich an.

Allerdings gibt es auch Fans des knappen Kleidungsstückes. Zu ihnen gehören prominente Frauen wie Bridget Bardot, die den Bikini 1953 bei den Filmfestspielen von Cannes trägt, Rita Hayworth und Ava Gardner. Marilyn Monroe posiert 1951 in einem Polka-Dot-Bikini. Auch abseits der Promiszene verschiebt sich das Gefüge langsam, aber stetig. 1960 erscheint Brian Hylands Ohrwurm “Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini”. Als endgültiger Durchbruch des Bikinis gilt die legendäre Szene von Ursula Andress im James-Bond-Streifen “Dr. No”, in der das Sexysymbol in einem weißen Bikini aus dem Meer steigt – eine Szene, die Jahrzehnte später noch einmal mit Halle Berry gedreht wurde.

Was trug Frau wirklich in den 50s am Strand?

In den 50er-Jahren sind Frauen in Bikinis an den meisten Stränden eine Seltenheit, auch dort, wo das Tragen des Zweiteilers offiziell erlaubt ist. Stattdessen kommen Badeanzüge zum Einsatz, die deutlich weniger Haut zeigen. Das bedeutet nicht, dass sie unsexy sind. Schließlich stehen die üppigen Kurven der Pin-up Girls Pate. Entsprechend betören einteilige Badeanzüge mit eng anliegenden Rockteilen oder Shorts, miederartigen Oberteilen und freien, gebräunten Schulterpartien. Augenzwinkernde Details wie Taschen, Schleifen und Co. sorgen für Hingucker.

Junge Frau in BadeanzugAllerdings wird die Badebekleidung in der Regel erst dann gezeigt, wenn frau an ihrem Liegestuhl angekommen ist. Für kurze oder lange Spaziergänge am Pool oder am Strand ist ein eigenes Oberteil zum Darüberziehen Pflicht. Auch das gibt es in verschiedenen Versionen, als schickes Jäckchen oder elegant mantelartig mit Gürtel. Als Schutz vor einem Sonnenstich und zu modischen Zwecken ziert das Haupt ein Hut. Dann noch eine Sonnenbrille und der 50s-Strand-Look ist perfekt.

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