Geschichte der Jeans – mehr als eine Hose #1

Heute hängt sie in jedem Kleiderschrank, in den 50er Jahren galt sie als modisches Attribut von Halbstarken und sorgte dafür, dass Eltern, Lehrer und Arbeitgeber an die Decke gingen. Die Geschichte der Jeans ist eng verbunden mit dem Widerstand gegen konservative Moralvorstellungen und Kleidervorschriften und zugleich mit der Geschichte von Rock´n´Roll und Rockabilly. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die robuste Arbeitshose so eine Bedeutung erhielt?

Die Jeans war eine deutsche Erfindung

Auch wenn sie in ihrer Geschichte oft als Symbol für den amerikanischen Einfluss auf europäische Alltagsmode wahrgenommen wird, der Erfinder der Nietenhose ist ein Deutscher. Levi Strauss, der zunächst noch den Namen Löb Strauss trägt, wird im Februar 1829 in Buttenheim geboren, einem kleinen Ort in der Nähe von Bamberg. Lange soll es ihn dort allerdings nicht halten, denn Strauss ist Jude und damit politischen Repressionen ausgesetzt. Außerdem ist seine Familie bitterarm.

Nach dem Tod des Vaters beschließt der Rest der Familie deshalb, es den beiden ältesten Söhnen gleichzutun und nach Amerika auszuwandern. Dort ist gerade die Zeit des Goldrausches und auch der junge Löb Strauss, der sich mit dem Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft Levi Strauss nennt, möchte daran verdienen – allerdings nicht, indem er nach Gold schürft.

Jeans als Arbeitshose

(c) Franklin Delano, 1933 Wikimedia.org

Stattdessen versorgt Strauss die Goldgräber mit Zeltplanen und später auch mit besonders strapazierfähigen Hosen. Diese fertigt er bald aus einem besonders dichten Baumwollstoff aus Nimes in Frankreich an. Damit ist die “Denim”-Hose fast fertig. Es fehlen nur noch die Nieten. Diese wiederum sind ein Beitrag des amerikanischen Schneiders Jakob Davis. Als die beiden 1873 das Patent für ihre Erfindung anmelden, ist ein Kleidungsstück geboren, das Geschichte schreiben wird. Heute erinnert sich Buttenheim übrigens gerne an den berühmten Auswanderer. Das Levi Strauss Museum ist ganz ihm und seiner Erfindung gewidmet.

Verbreitung als amerikanische Arbeitshose

Es dauert eine ganze Weile, bis sich die Jeans als Alltagshose etabliert. Anfangs sind die robusten Denimhosen das, was man heute als Workwear bezeichnen würde. Entsprechend werden sie von Farmern, Cowboys und Goldgräbern getragen – erst seit den 30er-Jahren mit Gürtel und nicht mehr mit Hosenträgern. Den Reissverschluss integriert übrigens zuerst Henry David Lee, der Gründer der Lee Mercantile Company, in den 20er Jahren in Denim-Kleidung.

Jeans sind außerdem lange Zeit ausschließlich im Westen der USA verbreitet. Personen aus den Oststaaten schlüpfen nur dann in Denim-Hosen, wenn sie bei einem Urlaubsaufenthalt auf einer Farm Cowboy spielen wollen – schon vor hundert Jahren ein beliebtes amerikanisches Äquivalent zu Ferien auf dem Bauernhof. In den Straßen einer Stadt wie New York ist eine Jeans ein No-go, ganz zu schweigen von einem Restaurant. Das gilt für alle Altersschichten.

Die Jeans wird zum Zeichen für Rebellion

Rumble59 Jeans - Raw Denim

Jeans – Raw Denim by Rumble59

Als in den 50er-Jahren populäre Jungschauspieler und Leinwandrebellen wie Marlon Brando beginnen, vor der Kamera und im Privatleben Jeans zu tragen, entfaltet die Hose  in den USA ein gehöriges Konfliktpotenzial. Daran haben Hollywoods Filmproduzenten, so meinen manche, einen bedeutenden Anteil, denn die lassen die bösen Jungs gerne Jeans tragen und die bösen Jungs sind eben oftmals spannender als ihre biederen Gegenspieler – zumindest für Jugendliche, die die Nase voll haben von Kleidervorschriften und biederer Vorortidylle. Damit wird die Jeans von der Arbeitshose zu einem Statement.

Zur Attraktivität der Denimhosen trägt es noch bei, als diese an Schulen in ganz Amerika verboten werden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt will jeder junge Rebell ein solches Kleidungsstück, auch wenn ihm das eine Menge Ärger einbringt. Interessanterweise sind amerikanische Jeanshersteller über diese Entwicklung zunächst alles andere erfreut. Sie bemühen sich nach Kräften, dem verruchten Image ihres Produkts entgegenzuwirken. Diese Haltung ändert sich erst in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre, unter nicht ganz freiwilliger Mitwirkung eines anderen berühmten Jeansträgers.