Sailor Tattoos: Geschichte und Bedeutung

Seeleute beim Tätowieren

Sie waren Pioniere auf dem Gebiet der Tätowierkunst. Seeleute gehörten zu den ersten “Weißen”, die sich Bilder auf die Haut stechen ließen und ihr Einfluss auf moderne Oldschool Tattoos ist heute noch deutlich erkennbar. Dabei sahen frühe Sailor Tattoos anders aus, als man es zuerst vermuten würde.

 

Der Ursprung der ersten Sailor Tattoos

Wann der erste Seemann auf die Idee kam, seinen Oberarm mit einem Anker zu schmücken, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Meist wird der Ursprung von Sailor Tattoos auf den legendären Captain James Cook und seine Reisen zu Inseln im Pazifik zurückgeführt. Für die dortige Bevölkerung waren Tätowierungen seit vielen Jahrhunderten ein fester Bestandteil des Erscheinungsbildes, und viel mehr als eine stylishe Verzierung. Bis heute erzählen traditionelle Tattoos auf den polynesischen Inseln ganze Familienchroniken. Nebenbei beschützen sie vor dem Einfluss böser Geister.

Polynesisches Tattoo

Tätowierungen haben auf den polynesischen Inseln eine lange Tradition.

Tatsächlich gibt es Belege dafür, dass Seeleute lange bevor Captain Cook das erste Mal in See stach, Ihre Haut mit Tinte verzieren (ließen). Zweifellos jedoch sorgten die Inselvölker im Pazifik ungewollt dafür, dass Sailor Tattoos an Beliebtheit gewannen. Denn Cooks Crewmitglieder taten dasselbe, was heute noch reihenweise Touristen auf Tahiti machen: Sie ließen sich vor der Heimreise stechen. Und auch das Wort “Tattoo”, das vom tahitischen “te-tatau” stammt, lässt sich auf die Aufzeichnungen von Cook und seinen Männern zurückführen.

Die Ironie an der Geschichte: Während James Cook und seine Männer für einen lange anhaltenden Tattoo-Boom unter Seeleuten sorgten, machten die von ihnen eingeschleppten Missionare auf den Inseln erst einmal Schluss mit der heidnischen Körperkunst. Bis weit in das 20. Jahrhundert sollte es dauern, bis die Inselbewohner traditionelle Tätowierungen wieder aufleben ließen.

 

So sahen frühe Tätowierungen aus

Wer jetzt glaubt, dass jeder zweite Seemann im 19. Jahrhundert spirituelle polynesische Motive oder auch nur einen stolzen Dreimaster auf seinem Körper spazieren führte, liegt falsch. Wie aus Registrierungen hervorgeht, besaß nur etwa jeder zehnte Seemann Anfang des 19. Jahrhundert überhaupt eine Tätowierung. Und dabei handelte es sich meistens um wenig spektakuläre Motive wie Namen, Daten und Initialen. Erst dann kamen Dinge, die irgendetwas mit der Seefahrt zu tun hatten, gefolgt von patriotischen, romantischen und religiösen Motiven.

Sailor Tattoos

Tätowierter Seemann in den 40er-Jahren.

Gestochen wurden diese Schönheiten mit mehreren aneinander befestigten Nadeln, die in Tinte und Schießpulver getaucht wurden – ohne einen Gedanken an so banale Dinge wie Desinfektion zu verschwenden. Bei den “Künstlern” handelte es sich in der Regel um lupenreine Amateure, was sich nicht immer förderlich auf die Optik auswirkte.

Erst mit der Erfindung der elektrischen Tätowiermaschine im Jahr 1870 änderten sich die Voraussetzungen. Dann wurden auch die Motive anspruchsvoller und detaillierter. Unter anderem nahm jetzt die Zahl der Frauenfiguren unter Tätowierungen zu zu – ein weiblicher Körper stellt eben doch höhere Ansprüche an den Künstler als ein Anker. Dennoch blieb der Großteil der Tattoos lange rustikal im Vergleich mit späteren Kunstwerken.

Eine große Veränderung machten Sailor Tattoos im 20. Jahrhundert durch. Mit dafür verantwortlich war Tätowierlegende Norman Collins alias “Sailor Jerry”, der die japanische Tätowierkunst mit uramerikanischen Symbolen vermischte. Das Resultat sind Motive, die heute noch die Körper vieler junger Rebellen schmücken. Dabei trug Collins seinen Künstlernamen nicht von ungefähr. Denn wie viele seiner Kunden fuhr auch er regelmäßig zur See.

 

Mehr als nette Bilder – die Bedeutung von Sailor Tattoos

Heute können sich auch lupenreine Landratten problemlos einen Anker stechen lassen, von Schwalben ganz abgesehen. Früher war die Sache nicht ganz so einfach. Denn Sailor Tattoos brachten oft eine eigene Bedeutung mit. Und die unterschied sich teilweise von dem, was wir heute mit ihnen verbinden.

Schwalben-Tätowierung

Die Schwalbe ist ein aussagekräftiges Motiv.

Das beginnt bei dem besagten Singvogel. Der hat nicht nur als Glücksbringer Tradition auf der Haut. In der US Navy stand eine Schwalbe für 5000 zurückgelegte Seemeilen, was in etwa 5700 herkömmlichen Meilen entspricht. Wer dabei Kap Hoorn umsegelt hatte, durfte sich außerdem ein komplettes Segelschiff stechen lassen.

Ein einzelner Anker bedeutete entweder, dass sein Träger den Atlantik überquert hatte oder dass er Mitglied der Handelsmarine war. Und ein Hula Girl? Nun ja, das war ein Hinweis darauf, dass sein glücklicher Besitzer schon einmal Hawaii besucht hatte. Ob er dabei tatsächlich Bekanntschaft mit den einheimischen Damen gemacht hatte, sein dahingestellt.

 

Bilder:

Polynesian Tattoo by mytat_2s CC BY 2.0

Much tattooed sailor aboard the USS New Jersey by Charles Fenno Jacobs

“Old School” Navy Swallow Tattoo by Tony Alter / CC BY 2.0

Titelbild: LC-J698-61327_Lot 8688: USS Olympia (Cruiser #6), tattooing, circa 1899. Photograph by Francis B. Johnston. Courtesy of the Library of Congress. (5/15/2015) by National Museum of the U.S. Navy

 

 

 

 

1 Comment

  • Poly-Tattoo sagt:

    Sehr schöner und interessanter Beitrag! Ein polynesisches Tattoo erzäht ganze Familiengeschichten und es ist so interessant. Die Sailor Tattoos sind ein schöner wiederkehrender Trend.

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